WIFO & HV Konjunkturreport: Österreichs Einzelhandel weiterhin unter starkem Kostendruck. Weihnachtsgeschäft als Hoffnungsschimmer.

Wien (OTS) – Der vom WIFO im Auftrag des Handelsverbands erstellte
Konjunkturreport Einzelhandel zeigt ein weiterhin angespanntes Bild
für den österreichischen Handel. Im 3. Quartal 2025 lagen die
nominellen Umsätze laut Statistik Austria leicht über dem
Vorjahresniveau, inflationsbereinigt ergibt sich jedoch unter
Berücksichtigung der Verkaufstage sowohl im September als auch im
August ein Minus von 0,1% . Damit setzt sich der bereits seit 2023
anhaltende Seitwärtstrend fort.

„Kumuliert betrug der Umsatzzuwachs im heimischen Einzelhandel in
den ersten neun Monaten des Jahres nominell 3,3% und real 1,5% . Der
anhaltend hohe Kostendruck , der hauptsächlich durch die
Energiekosten getrieben wird, führt zu steigenden Insolvenzen und
rückläufiger Beschäftigung . All das bleibt für die gesamte
Handelsbranche strukturell belastend“ , fasst Handelsverband-
Geschäftsführer Rainer Will die Kernergebnisse des Reports zusammen.
Immerhin: Der Erwartungsindex der Händler hat sich in der aktuellen
Befragung gegenüber dem Vormonat um einen Punkt verbessert.

Zwtl.: Energiepreise & Dienstleistungen als Inflationstreiber

Sorgen bereitet auch die weiterhin hohe Inflationsrate. Gemäß
Schnellschätzung der Statistik Austria lag die Inflation im Oktober
in Österreich bei 4% und damit erneut deutlich über dem Durchschnitt
des Euro-Raumes (2,1%). „Damit setzt sich der höhere Preisauftrieb in
Österreich im internationalen Vergleich fort. Den stärksten Einfluss
auf die Teuerung hatte neben den Energiekosten der
Dienstleistungsbereich“ , erklärt Jürgen Bierbaumer , WIFO-Ökonom und
Mitautor des Reports.

Zwtl.: Keine Entspannung in Sicht: Jede fünfte Insolvenz betrifft den
Handel

Die Zahl der eröffneten Unternehmensinsolvenzen in der
Gesamtwirtschaft stieg im 3. Quartal 2025 laut KSV 1870 abermals an.
Insgesamt wurden 990 Insolvenzen über alle Sektoren hinweg eröffnet,
das waren um 2,5% mehr als im Jahr zuvor.

„Im Handel wurden allein im dritten Quartal 190 Insolvenzen
verzeichnet, das ist ein Anstieg von 13% gegenüber dem Vorjahr.
Nahezu jede fünfte Insolvenz der Gesamtwirtschaft wurde somit im
Handel registriert“ , bestätigt Rainer Will .

Zwtl.: Handel ist Branche mit höchstem Zuwachs an arbeitslosen
Personen

Im gesamten Einzelhandel (einschließlich Kfz) sind aktuell
331.000 unselbständig Beschäftigte tätig. Während der Bestand in der
Gesamtwirtschaft im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil blieb,
ist im Einzelhandel bereits seit Februar 2023 ein Rückgang zu
beobachten, welcher sich zuletzt beschleunigte.

Laut jüngsten Daten des AMS war der Handel im Oktober mit mehr
als 45.000 Arbeitslosen die Branche mit den höchsten
Arbeitslosenzahlen sowie mit +3.633 Personen im Vergleich zum Vorjahr
auch die Branche mit dem höchsten Zuwachs an arbeitslose Personen.
Das zeigt mehr als deutlich, wie angespannt die Lage ist.

Zwtl.: Weitere Kernbefunde des Konjunkturreports Einzelhandel:

Rückläufige Preise bei Gütern des täglichen Bedarfs: Rückläufige
Preise bei vielen Gütern des täglichen Bedarfs führten im 3. Quartal
zwar zu einer spürbaren Entlastung für die heimischen
Konsument:innen, bremsten jedoch auch das Umsatzwachstum im
Lebensmittelhandel erheblich.

NonFood-Handel hadert mit schwachem September-Geschäft: Im
Nichtnahrungsmittelbereich dämpfte vor allem der September die
gesamte Entwicklung. Real sanken die Umsätze um -1,5% und
verzeichneten damit die schwächste Entwicklung seit Juni 2024.

Deutschland performt besser: In Deutschland fielen die
Zuwachsraten bei den realen, kalenderbereinigten Nettoumsätzen sowohl
im August als auch im September etwas höher aus als in Österreich.

Diffuses Stimmungsbild bei den Händlern: Die allgemeine Stimmung
bei den heimischen Händlern war im Oktober 2025 zwar deutlich besser
als vor einem Jahr, im Vergleich zum September hat sich der Saldo
jedoch verschlechtert. Während hier die aktuelle Lage ein wenig
pessimistischer eingeschätzt wurde, verbesserten sich die Erwartungen
für die kommenden Monate.

Diffuses Stimmungsbild bei den Konsument:innen: Auch die Stimmung
der heimischen Konsument:innen hat sich zuletzt wieder etwas
eingetrübt und lag im Oktober trotz leichten Anstieges um mehr als 3½
Punkte unter dem zwischenzeitlichen Höchstwert von August 2025.

Zwtl.: Ausblick: Sparquote bleibt hoch, Inflationsrate normalisiert
sich (hoffentlich)

Für das Gesamtjahr 2025 rechnet das WIFO mit einer
durchschnittlichen Inflation von 3,5% , für 2026 mit 2,4% . Die
Preisdynamik wird vor allem vom Dienstleistungssektor getragen,
zusätzlich dürften Gebührenerhöhungen der öffentlichen Hand nächstes
Jahr preistreibend wirken. Auch die Sparquote im Land dürfte vorerst
auf einem hohen Niveau von rund 11% bleiben.

Den vollständigen Konjunkturreport Einzelhandel für das 3.
Quartal 2025 finden Sie HIER

Datenschutzinfo