Tierschützerin verbringt 29 Stunden ohne Essen und Trinken im Tiertransporter

Wien (OTS) – Eine als Kuh verkleidete Tierschützerin wird ab heute
Mittwoch um 9
Uhr bis morgen Donnerstag 14 Uhr insgesamt 29 Stunden ohne Essen und
Trinken in einem Mini-Tiertransporter vor dem Parlament in Wien
verbringen. Anlass für die Aktion ist die Überarbeitung der
Regelungen zu Tiertransporten auf EU-Ebene. Die derzeit gültige EU-
Tiertransportverordnung 1/2005 (EU-TTVO) sieht für Rinder, Schafe und
Ziegen eine maximale Beförderungsdauer von 29 Stunden mit einer
einstündigen Ruhe- und Versorgungspause vor. Erst dann müssen die
Tiere für mindestens 24 Stunden abgeladen und versorgt werden.(1)
Anschließend dürfen sie wieder 29 Stunden transportiert werden. Das
Ganze kann sich endlos wiederholen. In der Praxis werden zum Teil
selbst diese für die Tiere exorbitant langen Transportzeiten noch
überschritten und die Tiere weder während der Fahrt, noch in der
einstündigen Ruhepause, versorgt. Tagelange Tiertransporte in weit
entfernte Destinationen außerhalb Europas sind keine Seltenheit.
Letztes Jahr hat der VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN beispielsweise einen 4
-tägigen Transport von schwangeren österreichischen Kalbinnen in die
Türkei über fast 2.500 Kilometer aufgedeckt. Zwar gilt in Österreich
seit 1. Juli, dass entwöhnte Rinder auf Langstrecken-Transporten
uneingeschränkten Zugang zu Wasser haben müssen, ob das auch
eingehalten wird ist aber bislang noch unklar.

Die EU-TTVO ist über 20 Jahre alt und entspricht schon lange
nicht mehr dem Stand der Wissenschaft. Zahlreiche Skandale und
Tragödien beim Transport von Tieren wurden von diversen Tierschutz-
Organisationen aufgedeckt. Tierschutzanliegen haben für viele
Bürger:innen einen immer höheren Stellenwert. Die EU-Kommission hat
daher im Dezember 2023 einen Vorschlag für eine neue Verordnung zum
Schutz von Tieren beim Transport vorgelegt. Dieser sieht 21 Stunden
als Höchsttransportzeit vor. Es gibt jedoch zahlreiche
Abänderungsanträge von rechten und konservativen Parteien, die
jegliche Verbesserung für die Tiere zunichte machen und teilweise
sogar noch schlechtere Bedingungen vorsehen, als derzeit gelten. Ein
Negativbeispiel ist das Amendment von zwei Abgeordneten der
Europäischen Konservativen und Reformer (EKR). Sie fordern, dass die
Maximaltransportzeiten von nicht entwöhnten Tieren von 19 auf 21
Stunden erhöht werden.
In einem Gutachten der Europäischen Behörde für
Lebensmittelsicherheit (EFSA) von 2022 zum Wohlbefinden von Rindern
während des Transports(2) wird ausgeführt, dass schon nach neun
Stunden Transportzeit physiologische Veränderungen, die auf Durst
zurückzuführen sind, festgestellt wurden und nach zwölf Stunden
solche, die auf Hunger hindeuten. Außerdem soll die Beförderungszeit
auf ein Minimum reduziert werden. Bei der Aktion heute vor dem
Parlament wird eine Ärztin laufend den Gesundheitszustand der
Aktivistin überprüfen, da schon ab wenigen Stunden Flüssigkeitsentzug
Symtome von Dehydratation auftreten können.

Tierschützerin Isabell Eckl vom VGT: „Immer wieder dokumentieren
wir, teilweise tagelang, Tiertransporter quer durch Europa und
beobachten, dass Ruhezeiten nicht eingehalten werden und Tiere nicht
versorgt werden. Doch wie es sich anfühlt, 29 Stunden in einem engen
Anhänger ohne Wasser und Futter zu verbringen, konnte ich mir bislang
nicht vorstellen. Ich hoffe, mich durch die Aktion besser in unsere
Mitgeschöpfe hineinversetzen zu können, um danach über diese
Erfahrung berichten zu können. Angenehm wird es gewiss nicht werden.“

Die neue EU-Tiertransportverordnung sollte aus
Tierschutzerwägungen maximal 8 Stunden Transportzeit für entwöhnte
Tiere erlauben.

Pressefotos (Copyright: VGT.at)

Quellen:

(1) Anhang I Kapitel V Z 1.4. lit. d, Z 1.5. EU-TTVO
(2) EFSA AHAW Panel (EFSA Panel on Animal Health and Welfare):
Welfare of cattle during transport , in: EFSA Journal 2022, Vol 20(9)

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