Pharmazeutische Industrie warnt: Abwasserrichtlinie gefährdet Versorgungssicherheit mit Medikamenten und Wettbewerbsfähigkeit

Wien (OTS) – Die pharmazeutische Industrie warnt wiederholt davor,
dass die
kommunale Abwasserrichtlinie in ihrer jetzigen Form die Versorgung
mit Medikamenten gefährdet, genauso wie den Forschungs- und
Produktionsstandort Europa. Zuletzt hätte es für die EU-Kommission
eine Möglichkeit gegeben, die bereits beschlossene Richtlinie
überarbeiten zu lassen. Doch dies wurde nicht ermöglicht. Damit
bleibt weiterhin zu befürchten, dass die pharmazeutischen Unternehmen
den Großteil der Kosten für die Einführung und den Betrieb einer 4.
Klärstufe des kommunalen Abwassers zu tragen haben. „Das wäre ein
Brandbeschleuniger für den wirtschaftlichen Niedergang Europas und
eine Gefahr für die Versorgung mit wichtigen Medikamenten“ , warnt
Alexander Herzog, Generalsekretär des Pharma-Verbandes PHARMIG
ausdrücklich.

Die EU-Kommission hatte zwar, wie im Herbst zugesagt, eine
neuerliche Kostenstudie durchführen lassen. Doch diese Studie
beschränkt sich auf Kostenanpassungen und Inflationskorrekturen, ohne
eine Transparenz zu den zugrunde liegenden Daten zu liefern. Eine
umfassende sektorale Bewertung – wie von Mitgliedstaaten und
Industrie gefordert – blieb aus. Die Kosten, die auf die Pharma- und
Kosmetikindustrie zukommen, reichen je nach Studie von gut einer
Milliarde Euro europaweit pro Jahr bis zu 11 Milliarden Euro, wie von
der europäischen Vereinigung der nationalen Verbände in der Wasserver
– und Abwasserentsorgung (EurEau) errechnet wurde.

„Wir bleiben bei unserer Kritik, dass die zu erwartenden Kosten
massiv unterschätzt werden“, so Herzog. Viele Medikamente, besonders
Generika und Spezialpräparate, stehen bereits jetzt unter
wirtschaftlichem Druck. Zusätzliche Belastungen, wie sie nun
bevorstehen, werden zur Folge haben, dass diese Präparate vom Markt
verschwinden, wenn ihre Preise nicht erhöht werden können. Dies ist
wiederum unter den existierenden Preis- und Erstattungsregelungen
kaum oder nur schwer durchzuführen. Dazu Herzog: „Hier herrscht wenig
politische Weitsicht und das wird zu einem ernsten Problem für die
Medikamentenversorgung werden.“

Bis zuletzt hatte sich die pharmazeutische Industrie dafür
ausgesprochen, dass bei einer neuerlichen Kostenanalyse ein
innovativer Ansatz gewählt wird, der auch die Auswirkungen auf die
Arzneimittelpreise, die Erstattungsrahmen und den Zugang der
Patient:innen zu essenziellen Behandlungen umfasst. Eine Forderung,
die auch von zahlreichen Mitgliedsstaaten mitgetragen wurde. Selbst
EU-Gesundheitskommissar Oliver Varhelyi hatte eine mögliche Anpassung
der Richtlinie in den Raum gestellt. „Leider ist man hier nicht mit
der notwendigen Besonnenheit vorgegangen. So ist zu befürchten, dass
Umweltschutz auf Kosten der Versorgung und letztlich zum Leidwesen
der Patientinnen und Patienten betrieben wird“ , äußert sich Herzog
kritisch.

Über die PHARMIG: Die PHARMIG ist die freiwillige
Interessenvertretung der österreichischen Pharmaindustrie. Derzeit
hat der Verband ca. 120 Mitglieder (Stand Dezember 2025), die den
Medikamenten-Markt zu gut 95 Prozent abdecken. Die PHARMIG und ihre
Mitgliedsfirmen stehen für eine bestmögliche Versorgungssicherheit
mit Arzneimitteln im Gesundheitswesen und sichern durch Qualität und
Innovation den gesellschaftlichen und medizinischen Fortschritt.