Wien (OTS) – Fünf Jahre nach der Gründung schärfen Initiatorin
Katharina
Stemberger und ihr Team das Profil der zivilgesellschaftlichen
Bewegung. Neben dem bisherigen Ziel, Menschen auf der Flucht zu
direkt helfen und für einen menschenwürdigen Umgang einzutreten, legt
die Initiative künftig einen stärkeren Fokus auf Aufklärungsarbeit
und die Versachlichung des Flucht-Diskurses. Sie will außerdem die
politische Mitte stärker ansprechen.
Am 11. September 2020, also fast auf den Tag genau vor fünf
Jahren, wurde die Initiative „Courage – Mut zur Menschlichkeit“ ins
Leben gerufen, mit dem Ziel, Menschen aus den unerträglichen
Verhältnissen in griechischen Flüchtlingslagern zu retten. Die
breite, zivilgesellschaftliche Allianz mit Katharina Stemberger an
der Spitze bot der österreichischen Bundesregierung an, in
Kooperation mit Hilfsorganisationen, Religionsgemeinschaften,
Gemeinden, Städten und Einzelpersonen in ganz Österreich nachhaltig
sichere Plätze zu schaffen, um Menschen aus den Lagern bei uns
aufzunehmen und hier erfolgreich zu integrieren.
Teil der Mission war es auch, „dem Wegschauen ein Ende zu
bereiten“ und das Thema in einem konstruktiven Dialog in die Mitte
der Gesellschaft zu holen. „Ich war damals in Salzburg beim Jedermann
und habe diese Bewegungen großer Menschenmassen gesehen“, erinnert
sich Katharina Stemberger heute. Gemeinsam mit Familie, Freunden und
Wegbegleitern machte sie sich damals selbst auf den Weg nach
Budapest, um Geflüchteten zu helfen, nach Österreich zu kommen. Eine
Nacht- und Nebelaktion, weil Ungarns Präsident Victor Orbán jedwede
Hilfe unter drakonische Strafen gestellt hatte.
Es war die Zeit der großen Solidarität, des „Wir schaffen das!“
Bis das Klima schließlich kippte und zynische Schlagworte wie „das
Schließen der Balkanroute“ oder „die Festung Österreich“ zusehends
salonfähig wurden. Die schrecklichen Bilder von Menschen in
Flüchtlingslager blieben – sie verblassten aber vielfach, sie wurden
Alltag. Stemberger: „Ich kenne aber ganz viele, die sich ganz und gar
nicht daran gewöhnen wollen. Ich glaube nicht, dass die Menschen
wirklich immun geworden sind gegen das Leid auf der Welt. Aber es
wird ihnen auch eingeredet, dass es sie nichts angeht.“
Fünf Jahre nach ihrer Gründung stellte sich Stemberger die Frage,
welchen Beitrag Courage in den nächsten fünf Jahren leisten kann. „In
den fünf Jahren unserer Arbeit wurde mir immer klarer: Was echte
Lösungen im Asyl- und Migrationsbereich verhindert, ist unsere völlig
kaputte Debattenkultur. Man spricht kaum mehr über legale,
kontrollierte Fluchtwege oder eine bessere Verteilung der Menschen.
Stattdessen bezichtigen sich die politischen Lager nur noch
gegenseitig, entweder unmenschlich oder naiv zu sein. So kommen wir
nicht weiter“, so Stemberger.
Da will die Initiative künftig ansetzen, unter dem neuen Namen
„Courage2030 – Allianz für Flucht und Vernunft“. Der neue Fokus sind
Aufklärungsarbeit und die Versachlichung der Debatte.
In Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten will Courage2030 eine
neue Faktenbasis zu Flucht und Asyl schaffen. Und sie will Räume und
Veranstaltungen schaffen, in denen wieder über menschliche und
realistische Lösungen für Asyl-Herausforderungen diskutiert wird,
über Parteigrenzen hinweg.
Die Zahl 2030 soll dabei „kein Ablaufdatum“ sein, sondern die
Botschaft, „dass wir in diesen fünf Jahren etwas voranbringen wollen
und auch werden“, stellt Stemberger klar.
Unterstützt wird die Initiative unter anderem von prominenten
Persönlichkeiten wie Christian Konrad, Cathrin Kahlweit, Cornelius
Obonya, Manfred Nowak und Irmgard Griss.
In Zeiten von fake News und alternativen Fakten braucht es dieses
Bemühen um Sachlichkeit und Vernunft in der Herangehensweise, ist
Stemberger überzeugt. Und auf diesem Fundament will die Courage2030
die Menschen im Land einladen, in den Dialog einzutreten und ihre
Position zu finden. „Es muss enden, dass das rechte Lager, ohne jede
Berechtigung, hier die Deutungshoheit für sich reklamiert. Wir werden
hier einen starken Gegenpol schaffen.“
Zwtl.: Paul Weis-Preise 2025
Bereits bestens etabliert haben sich die von der Initiative
Courage ins Leben gerufenen Paul Weis-Preise für Verdienste um die
Menschenrechte. Auch heuer, konkret am 10. November, werden wieder
Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland vor den Vorhang geholt, die
sich in besonderem Maße für die Rechte von Menschen auf der Flucht
und einen menschlichen Umgang mit diesen einsetzen – manche gar unter
Einsatz ihrer persönlichen Freiheit und Sicherheit.
„Wir haben unter Führung eines sehr engagierten Komitees mit
Irmgard Griss (ehem. Präsidentin des Obersten Gerichtshofs),
Christian Konrad (ehem. Generalanwalt des Raiffeisenverbandes),
Cathrin Kahlweit (Publizistin) und Manfred Nowak (Generalsekretär des
Global Campus for Human Rights) bereits die Preisträge identifiziert
und freuen uns auf einen wichtigen Abend im Zeichen des Mutes, der
Empathie und der Menschlichkeit“, so Katharina Stemberger.
Weiter Informationen zur Initiative, der Verleihung der Paul Weis
-Preise und Spendenmöglichkeiten finden Sie auf
https://www.courage2030.eu .