Wien (OTS) – Vier von fünf Österreicher:innen wissen nicht, wann man
Kieferorthopäd:innen oder Parodontolog:innen aufsuchen sollte –
Vorsorge-Leck bei Parodontitis und Zahnfleisch-Erkrankungen – 74
Prozent fordern parodontologische Grunduntersuchung auf Kasse
Prophylaxe und Früherkennung sind besonders wichtig, um schwere
Spätfolgen bei Zahnfleisch und Kiefer zu verhindern. So sollte jedes
Kind bereits im Alter von 4 Jahren einen ersten Besuch beim
Kieferorthopäden zur Klärung etwaiger Fehlentwicklungen absolvieren.
Eine parodontologische Untersuchung auf mögliche Schäden am
Zahnfleisch ist aus medizinischer Sicht jedenfalls ab einem Alter von
12 bis 14 Jahren geboten.
Wie eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstitutes
Marketagent zeigt, gibt es dazu aber in der Bevölkerung große
Wissenslücken. Zwar sagen 90 Prozent in der repräsentativen
Befragung, dass man jährlich einmal (46,5 Prozent) oder zweimal (45,1
Prozent) zum Zahnarzt gehen sollte. Doch viele wissen nicht, wie
wichtig die Untersuchung über Karies & Co hinaus ist. So wählten nur
20,4 Prozent der 1.060 Befragten die richtige Antwort aus, wann ein
Besuch bei Fachzahnärzt:innen für Kieferorthopädie geboten wäre. In
der Frage nach einer parodontologischen Untersuchung waren es gar nur
9,9 Prozent. Auf die gestützte Frage nach dem jeweiligen
Tätigkeitsbereich der beiden spezialisierten Zahnärzte wussten
zumindest 50 Prozent zur Kieferorthopädie und 53 Prozent zur
Parodontologie Bescheid.
„Offensichtlich müssen wir noch viel mehr über unsere Tätigkeiten
informieren“, resümieren Silvia Silli, Präsidentin des Verbandes
Österreichischer Kieferorthopäden (VÖK) und ihr Pendant Michael
Müller von der Österreichischen Gesellschaft für Parodontologie (ÖGP)
. Wobei in diesem Punkt die Parodontolog:innen deutlich mehr Grund
zur Sorge haben als die Kieferorthopäd:innen: In der Generation Z,
also der Gruppe der 1994 bis 2010 Geborenen, wissen 49,9 Prozent, was
Kieferorthopäd:innen machen, aber nur 35,5 Prozent, was
Parodontolog:innen machen.
Zwtl.: Gesundes Zahnfleisch ist Grundvoraussetzung
Dabei ist die erfolgreiche Behandlung von Zahnfleischerkrankungen
durch Parodontolog:innen die Basis für die Zahn- und Mundgesundheit.
„Gesundes, entzündungsfreies Zahnfleisch ist eine Grundvoraussetzung
für jede weitere zahnärztliche Maßnahme, insbesondere auch für
kieferorthopädische Behandlungen“, betont Silli.
Der Grundstein dafür könnte und sollte eigentlich beim
regelmäßigen Zahnarztbesuch gelegt werden und Grundlage für eine
etwaige Überweisung in die Parodontologie sein. „Aus unserer
Erfahrung müssen wir davon ausgehen, dass viele Zahnärzte zwar
Mundhygiene und Karieskontrolle machen, nicht aber das Zahnfleisch
sondieren. Vermutlich auch deshalb, weil die Kosten dafür nicht von
den Kassen gedeckt werden“, erklärt Müller. Die Folge: Krankheiten
wie Parodontitis werden zu spät erkannt, nämlich oft erst dann, wenn
bereits tiefe Zahnfleischtaschen und irreparable Schäden am
Kieferknochen vorliegen. Das führt neben allgemein gesundheitlichen
Beeinträchtigungen für die Patient:innen im Extremfall zu vorzeitigem
Zahnverlust und verursacht hohe Kosten für das Gesundheitssystem.
Zwtl.: Drei Viertel wollen mehr bezahlte Vorsorge
Dabei würde solch eine Grunduntersuchung sicherstellen, dass
etwaige Erkrankungen und Fehlentwicklungen rasch erkannt und mit
geringem Aufwand abgewendet werden können, so Müller. Eine
Kostenübernahme durch die Krankenkassen und die fixe Aufnahme in die
Vorsorge rät Müller dringend an. Und er weiß für diesen Vorstoß die
Bevölkerung hinter sich: Laut Umfrage sagen 74 Prozent, die
Krankenkassen sollten diese Kosten übernehmen.